Chronik des Berliner M-Bahn-Testbetriebs

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Diese Seite befasst sich mit dem West-Berliner M-Bahn-Pilotprojekt, dem ersten realisierten Versuch mit einem nahverkehrstauglichen Magnetschwebebahn-System. Der Versuch begann mitte der achtziger Jahre und endete im Jahr 1991, da die verwendete Trasse wieder anderweitig benötigt wurde.
Von der Technologie her ähnelte die Magnetbahn dem bekannten wie umstrittenen Transrapid, jedoch war das System von vornherein auf den innerstädtischen Einsatz mit mittleren Geschwindigkeiten ausgerichtet.
Das Berliner Magnetbahn-Pilotprojekt ist bis heute einzigartig geblieben, andere M-Bahnprojekte kamen weder in der Region (z. B. Verbindung Bahnhof Schönefeld - Flughafen) noch anderswo zustande.
Streckenführung
Die M-Bahn nutzte teilweise die seit 1961 bzw. 1972 nicht mehr betriebene Hochbahn-Trasse der U-Bahn-Linie A (heute U 2) im Bereich des U- (und dann auch M-) Bahnhofs Gleisdreieck und nördlich davon Richtung Potsdamer Platz (1. Baustufe). In Höhe Bernburger Straße, beim gleichnamigen M-Bahnhof, ging die Strecke auf eine eigene Hochtrasse über. Diese führte am Potsdamer Platz vorbei (damals eine große Wiesenfläche) Richtung Nordwesten und endete am M-Bahnhof Kemperplatz (2. Baustufe).
Die Trasse und die Bahnhöfe waren in Anbetracht des Testcharakters der Anlage so konstruiert, dass sie leicht wieder abgebaut werden konnten ohne dabei größere Überreste zu hinterlassen.
Eine Weiterführung der M-Bahn über die stillgelegte U-Bahn-Trasse in der Bülowstrasse und den Tunnel der (damaligen) U 3 bis zur Uhlandstraße war angedacht, scheiterte jedoch an der fehlenden Finanzierung (allein die Teststrecke kostete statt den ursprünglich veranschlagten 50 Mio. DM letzlich ca. 160 Mio. DM) und endgültig als nach der Maueröffnung die Strecke wieder für die U-Bahn benötigt wurde.
Die Ereignisse
16. 06. 1983Grundsteinlegung zum Streckenaufbau
23. 06. 1984Erster M-Bahn-Wagen auf die Trasse gesetzt
28. 06. 1984Erste Testfahrt, in der Folge ab Ende Juli Testbetrieb ohne Publikumsverkehr
07 / 1985Baubeginn der 2. Baustufe
18. 04. 1987Brandanschlag auf die Abstellanlage Gleisdreieck, ein Wagen wird zerstört
23. 06. 1988Tag der offenen Tür, von 12 bis 20 Uhr erstmals öffentlicher Betrieb
19. 12. 1988Wegen eines Bedienfehlers in der Fernleitzentrale kann ein Zug im M-Bahnhof Kemperplatz nicht mehr rechtzeitig abgebremst werden und durchschlägt die Frontscheibe des Bahnhofs. Die Sicherheitssysteme waren zuvor deaktiviert worden, um die Lärmbelästigung bei extremen Geschwindigkeiten zu untersuchen
20. 06. 1989Abnahme der M-Bahn durch die Technische Aufsichtsbehörde, vorläufige Zulassung bis 31. 3. 1990
28. 08. 1989Aufnahme des öffentlichen Testbetriebs, täglich von 14 bis 22.30 Uhr (am Wochenende schon ab 8 Uhr) können Fahrgäste die M-Bahn im 10-Minuten-Takt kostenlos nutzen
22. 12. 1989Betriebspause über den Jahreswechsel
03. 01. 1990Wiederaufnahme des Testbetriebs
04 / 1990Verlängerung der Betriebskonzession bis 31. 12. 1991; der millionste Fahrgast wird begrüßt
17. 09. 1990Erneute Betriebspause für (geplant) ca. 2 Monate
11. 01. 1991Wiederaufnahme des Betriebs, jetzt im 15-Minuten-Takt
06 / 1991Die M-Bahn verkehrt täglich von 7.30 bis 22 Uhr
18. 07. 1991Die M-Bahn erhält die Zulassung für den öffentlichen Personenverkehr, darauf Beginn des fahrplanmäßigen Betriebs (tägich 8 - 21 Uhr) zum normalen BVG-Tarif
31. 07. 1991Letzter Betriebstag der Magnetbahn (letzte öffentliche Fahrt gegen 21.45 Uhr)
08 / 1991Weitere Testfahrten bis Ende des Monats, anschließend Demontage der elektrischen Anlagen und Unterbringung in einer Lagerhalle in Tempelhof
16. 09. 1991Entfernung der Fahrzeuge von der Trasse, ein Zug wird in der Tempelhofer Lagerhalle abgestellt, die übrigen auf dem Gelände des RAW Tempelhof
17. 09. 1991Beginn der Trassendemontage, die Einzelteile werden in einem Hangar auf dem Flughafen Schönefeld eingelagert
08 / 1993Umlagerung der Fahrzeuge aus dem RAW Tempelhof in die dortige Lagerhalle, nachdem Stillegung und Abriss des RAW beschlossen worden waren
1994Da keine Folgenutzung für die M-Bahn-Teile zustande kam, stillschweigende Verschrottung der Restteile (wurde erst zwei Jahre später bekannt)
1995Transport mehrerer Wagen und anderer Teile auf das AEG-Magnetbahntestgelände in Braunschweig

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