(RGBl. I, Nr. 97 vom 13. Oktober 1923, S. 939)
Liste der Änderungen: | |
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(I) | Verordnung über Steueraufwertung und Vereinfachungen im Besteuerungsverfahren vom 18. Oktober 1923 (RGBl. I S. 979) |
(II) | Zweite Verordnung zur Durchführung des Münzgesetzes vom 12. Dezember 1924 (RAnz. Nr. 293) |
Auf Grund des Artikel 48 der Reichsverfaſſung wird folgendes verordnet:
Zahlungen auf dem Gebiete der Reichsſteuern mit Ausnahme der Zölle und der Tabakſteuer ſowie Zahlungen auf Grund des § 2 des Geſetzes über Maßnahmen gegen die wirtſchaftliche Notlage der Preſſe ſind nach den Vorſchriften dieſer Verordnung aufzuwerten; als Zahlungen gelten nicht Strafen für Steuerzuwiderhandlungen.
Iſt die Schuld nach dem 31. Auguſt 1923 entſtanden, ſo iſt die Zahlung auch dann nach dem Goldwert zu leiſten, wenn die Steuer ſelbſt nicht in Gold berechnet wird.
Der Goldmarkbetrag der Zahlung richtet ſich nach dem Zeitpunkt der Entſtehung der Schuld.
Der Reichsminiſter der Finanzen beſtimmt das Wertverhältnis, zu dem Zahlungen, die in deutſchem Währungsgelde berechnet ſind, in Gold umzurechnen ſind (Goldumrechnungsſatz).
Zahlungen, die auf Grund des § 2 oder anderer geſetzlicher Vorſchrift nach dem Goldwert zu leiſten ſind, ſind in Banknoten, Reichskaſſenſcheinen oder Darlehnskaſſenſcheinen zu entrichten, die auf deutſche Währung lauten. § 2 Abſ. 3 findet entſprechende Anwendung.
Der Reichsminiſter der Finanzen kann beſtimmen, daß bei Zahlungen, die innerhalb einer Friſt zu leiſten ſind, zur Ermittlung des in geſetzlichen Zahlungsmitteln zu entrichtenden Betrags der Goldumrechnungsſatz angewendet wird, der bei Beginn der Friſt maßgebend iſt. Fehlt es an einer ſolchen Zahlungsfriſt, ſo kann der Reichsminiſter der Finanzen eine beſondere Friſt beſtimmen, innerhalb deren der in geſetzlichen Zahlungsmitteln zu entrichtende Betrag unverändert bleibt.
Der Reichsminiſter der Finanzen kann ferner beſtimmen, ob und unter welchen Bedingungen Zahlungen durch Hingabe von deutſchen Gold- oder Silbermünzen ſowie ausländiſchen Zahlungsmitteln (Geldſorten, Papiergeld, Banknoten, Zins- und Dividendenſcheinen und dergleichen, Auszahlungen, Anweiſungen, Schecks, Wechſel) geleiſtet werden können oder müſſen.
Sind beim Inkrafttreten dieſer Verordnung Zahlungen, bei denen die Schuld nach dem 31. Dezember 1922, aber vor dem 1. September 1923 entſtanden iſt, noch zu bewirken, ſo gilt als der Betrag, der gemäß dieſer Verordnung nach dem Goldwert zu zahlen iſt, ein Vielfaches der urſprünglichen Zahlung, und zwar
Iſt die Schuld im Auguſt 1923 entſtanden, ſo wird die Zahlung auf den 1. September 1923 mit ihrem einfachen Betrag angeſetzt.
Stichtag für die Berechnung des Goldmarkbetrags iſt in den Fällen der Abſ. 1, 2 der 1. September 1923.
Erſtattungen und Vergütungen auf Grund von Zahlungen, die nach dem 31. Auguſt 1923 geleiſtet worden ſind, ſind nach dem Goldwert zu bewirken. Die Rückzahlung erfolgt in geſetzlichen Zahlungsmitteln. Stichtag für die Berechnung des Goldmarkbetrags iſt im Falle der Erſtattung der Tag der Zahlung, im Falle der Vergütung der Tag der Entſtehung des Vergütungsanſpruchs und, ſoweit die Höhe der Steuerſchuld nach Zeitabſchnitten bemeſſen wird, daß Ende des Zeitabſchnitts, in dem die Zahlung geleiſtet worden oder der Vergütungsanſpruch entſtanden iſt. Der Reichsminiſter der Finanzen kann über den Stichtag abweichende Beſtimmungen treffen.
Für die Erſtattung und Vergütung auf Grund von Zahlungen, die in der Zeit vom Januar bis Auguſt 1923 geleiſtet worden ſind, findet § 6 entſprechende Anwendung. Iſt die Zahlung in Teilen zu verſchiedenen Zeiten geleiſtet worden und iſt ein Teilbetrag der Zahlung zu erſtatten, ſo iſt für die Vervielfachung zunächſt die letzte Zahlung maßgebend.
Die Vorſchriften der Abſ. 1, 2 über die Erſtattung gelten für die Anrechnung im voraus geleiſteter Zahlungen ſinngemäß.
Der Reichsminiſter der Finanzen wird ermächtigt, die Beſtimmungen zu treffen, die für die Umſtellung der Steuerzahlung und Steuerrückzahlung nach Papiermark auf die Steuerzahlung und Steuerrückzahlung nach Goldmark erforderlich ſind.
(…)
Im übrigen tritt dieſe Verordnung mit dem auf ihre Verkündung folgenden Tage in Kraft.
Berlin, den 11. Oktober 1923
Der Reichspräſident
Ebert
Der Reichskanzler
Der Reichsminiſter der Finanzen