S o w j e t i s c h e r   M i l i t ä r k o m m a n d a n t   B e r l i n

An den

Vorsitzenden der Außerordentlichen Sitzung der Stadt- und Bezirksverordneten von Groß-Berlin
Herrn Ottomar Geschke

Sehr geehrter Herr Vorsitzender!

Die sowjetische Kommandantur von Berlin hat Ihr Schreiben erhalten, in dem Sie von der außerordentlichen Versammlung der Stadt- und Bezirksverordneten, der gewählten Stadt- und Bezirksräte gemeinsam mit den gewählten Vertreter der demokratischen Organisationen der Bevölkerung und den Delegierten der städtischen Betriebe und Einrichtdngen vom 30. November 1948 Mitteilung machen.

Wie Sie mitteilen, sei die außerordentliche Versammlung einberufen worden, weil der arbeitsfähige Magistrat in Berlin als solcher aufgehört hat zu bestehen, weshalb die Bevölkerung die Forderung erhob, eine neue arbeitsfähige Stadtverwaltung zu bilden. Aus diesem Grunde habe die außerordentliche Versammlung den Vorschlag des Demokratischtn Blocks von Berlin angenommen, den alten Magistrat, der die elementaren Lebensinteressen Berlins und seiner Bevölkerung mißachtete, wiederholt die Verfassung verletzte und den ihm auferlegten Verpflichtungen nicht nachkam, abzusetzen. Die außerordentliche Versammlung habe einen provisorischen demokratischen Magistrat von Berlin mit Oberbürgermeister Friedrich Ebert an der Spitze geschaffen. Sie teilen ferner mit, daß dieser Beschluß von 500000 Einwohnetn Berlins gebilligt worden wäre, die nach Schluß der außerordentlichen Versammlung zu einer Kundgebung zusammengekommen waren.

Die Wiederherstellung eines einheitlichen Verwaltungsorgans der Stadt Berlin ist für die Berliner Bevölkerung lebensnotwendig. Die Sowjetische Kommandantur unterstützt daher die auf die Erhaltung der Einheit der Stadt und auf Sicherung der normalen Tätigkeit der demokratischen Selbstverwaltungsorgane gerichteten Maßnahmen und erkennt bis zur Durchführung von einheitlichen freien und demokratischen Wahlen in ganz Berlin, die die Sowjetische Kommandantur auch weiterhin in nächster Zeit für notwendig hält, den von der außerordentlichen Versammlung gewählten provisorischen demokratischen Magistrat Groß-Berlins als das einzige rechtmäßige Stadtverwaltungsorgan an.

Die Sowjetische Kommandantur erklärt, daß sie dem provisorischen demokratischen Magistrat jede für die Ausübung seiner Funktionen im Interesse der Bevölkerung benötigte Hilfe und Unterstützung erweisen wird.

Mit Hochachtung

Berlin, den 2. Dezember 1948. J e l i s a r o w, Gardeoberst
Amtierender Kommandant der Stadt Berlin